Wir Menschen tragen eine Bürde, die gleichzeitig ein Segen ist: die große Verantwortung der Willensfreiheit – die Macht der freien Entscheidung. Vieles in unserer Zukunft wird durch Entscheidungen bestimmt, die wir heute treffen. Die äußeren Umstände unseres Lebens haben wir nicht immer unter Kontrolle, aber unsere Reaktion auf das, was uns begegnet, können wir selbst bestimmen. Wenn wir uns der Macht unseres freien Willens bewusst werden, finden wir den Mut, intensiv in dieser Welt zu leben.
Dan Millman
Vor genau einem Jahr habe ich schon einmal den freien Willen zum Thema gemacht. Wenn wir heute die obige Überlegung von Dan Millman betrachten, erscheint mir die Kernaussage darin zu liegen, dass wir selbst bestimmen, wie wir auf das reagieren, was uns widerfährt. Das Leben in seinen Wechselfällen ermöglicht es uns eine gewisse Widerfahrniskompetenz zu entwickeln. Das erfordert die Bereitschaft – nachdem ich mich eine gehörige Zeit an den Problemen und Widrigkeiten abgearbeitet habe – nicht mehr auf die gängigen Forderungen des Zeitgeistes („Alles ist möglich“) hereinzufallen und mich zum Sklaven von Optimierungs-und Maximierungsversuchen zu machen. Vielmehr geht es um angemessene Akzeptanz: ich nehme das, was mir widerfährt erst einmal an, hinterfrage, was ich für mich daraus über mich erfahre und wie ich mich dann in selbstbestimmten Handeln ausdrücke.
„Verstehbar ist jede Handlung als Entwurf seiner selbst auf ein Mögliches hin.“
Dieser Satz von Jean Paul Sartre enthebt uns nicht den Blick auf unser historisches Gewordensein zu richten. Er eröffnet uns aber eine finale Betrachtung unserer Selbst, die Betrachtung meines zweckursächlichen Soseins.
„Das Ende jeglichen Ablaufs ist sein Ziel.“ ( Carl Gustav Jung)
Nennen wir das, was uns widerfährt, Symptom. Die Frage nach dem Sinn des Symptoms erschöpft sich also nicht in einer reduktiv-kausalen Herleitung (Wie konnte mir das passieren?), sondern erweitert sich um die zweckgerichtete Frage: Wohin will es mich führen?
Fröhliches Fragen!
Hanswerner Herber