Lichtarbeit

Foto: Uschi Dreiucker, pixelio.de

Sind Sie schon mal einem Lichtarbeiter begegnet? Nein? Der Begriff bleibt Ihnen dunkel? Bleiben Sie ein wenig, vielleicht können wir etwas Licht in die Sache bringen.

„Lichtarbeit ist die Öffnung für spirituelle Realitäten und die Arbeit mit den dadurch zur Verfügung stehenden Mitteln und Energien. Diese Energie ist das Licht oder auch „Energie der Liebe“ genannt. Das Licht steht allen, die mit ihm arbeiten in einem unerschöpflichen und ewigen Reservoir zur Verfügung,“ so liest man in den einschlägigen Broschüren der Eso-Szene. Ich entschuldige mich für die rüde Verkürzung. „Esoterikos“ (gr.) heißt „nach innen gerichtet“. Sicher nicht verkehrt, den Blick nach innen zu wenden, aber wenn das Esoterische „industriell“ ausgeschlachtet wird, ist der in der Dunkelheit lebende Mitmensch besser geschützt als der auf Lichtpfade ge(ver)führte Sinnsucher.

C. G. Jung merkte schon an, dass man nicht dadurch erleuchtet wird, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit. Nun mögen Lichtarbeiter in der Regel sehr liebe Menschen sein, das Problem ist nur, sie wollen auch gute Menschen sein. Dafür kämpfen sie gegen das Dunkle, was natürlich nicht funktionieren kann, weil das Dunkle ganz bestimmt nicht furchtsam vor mir wegläuft, wenn ich mich auf die Seiten der Guten stelle.

Wer den aufrichtigen Wunsch hat, die Zustände auf unserem Planeten zum Positiven zu verändern, wird die mühsamen Schritte unternehmen müssen, sich seiner Beteiligung am Status quo eingedenk zu sein. Das Konsumieren von Heilsversprechungen gechannelt von Frau Bessen oder der Kartenlegerin von nebenan fördert lediglich die Selbsttäuschung nun endlich zu den „Richtigen“ zu gehören.

Individuation bedeutet durchaus den Schritt der Intraversion. Das (Auf)Suchen des inneren Raumes hat jedoch nichts mit sehnsuchtsvoller Regression und Weltflucht zu tun und ganz sicher nichts damit, dass die erhabenen Lichtgestalten vom Sirius mich beim nächsten UFO-Stopp mitnehmen in eine bessere Welt.

Hanswerner Herber

„Laß unbeirrt den äußeren Schein zerrinnen! Das Licht, das niemals irre führt, ist Licht von innen.“

Julius Rodenberg, (1831 – 1914)

Scroll to Top