„… ist völlig unüblich, man schämt sich ihrer. Es würde geradezu einer Evolution gleichkommen, gelänge es, sie in der nächsten Generation zur Gewohnheit zu machen“ (Mandel und Mandel, 1971)
Einheit in einer Beziehung gibt es nicht, kann es nicht geben – aber Einigkeit wenigstens dahingehend, dass ein jeder einzig bleiben darf, muss. Eins ist Keim, Saatkorn und symbolisiert den Anfang, den Menschen in seiner Einheit. Sie ist die Zahl des „Ichs“ in meinem „All-eins-sein“, allerdings noch ohne Bewusstsein darüber. Erst die Zwei repräsentiert die Welt der Dualität, sie drückt sich aus in ihren verschiedenen Polaritäten: Tag und Nacht, laut und leise, kalt und warm, Sommer und Winter, Mann und Frau … Die Zwei fordert uns auf, vom „Entweder-oder“-Denken zum „Sowohl-als-auch“-Denken vorzudringen, denn sonst ernten wir Ver-zwei-flung, Zwei-fel, Zwie-tracht, Ent-zwei-ung.
Georg Christoph Lichtenberg drückt das unnachahmlich eleganter aus in seiner Geschichte
Die beiden Magnetnadeln
Zwei Magnetnadeln waren frei neben einander aufgehängt, nahe genug sich wechselweise zu ziehen, und mit ihren Spitzen zusammen zu kommen. Dieses bemerkte ein Knabe und wollte die Spitzen trennen, sie zogen sich aber immer wieder an und schienen sich besonders zu lieben. Was ist die Ursache, fragte er den Informator, daß diese Spitzen nicht von einander wollen? Dieser erklärte ihm hierauf kurz die ersten Eigenschaften der Magneten und schloß damit, daß diese Spitzen, die sich hier so zu küssen schienen, die ungleichnamigen Pole dieser Magnete wären. Das ist aber doch schade, erwiderte der Knabe, daß diese Dinge, die so sehr zusammen zu gehören scheinen, so entgegengesetzte Namen führen; machen Sie sie doch gleichnamig, das klingt ja freundschaftlicher. Mit einem einzigen Strich machte der Informator eben diese beiden Spitzen gleichnamig, und nun wendeten sie sich den Rücken und stießen einander ab.
Hanswerner Herber