O certe necessarium Adamae peccatum, quod Christi morte deletum est. O felix culpa quae talem ac tantum meruit habere Redemptorem! Aurelius Augustinus
O glückliche Schuld, so wird in der Virgil der Osternacht die „sicher notwendige“ Verfehlung Adams besungen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da wird die Ursünde (Adamae peccatum) als notwendig betrachtet und auch noch glückselig gepriesen. Augustinus war ein Riese an Geist.
Aber übersetzen wir es mal in eine weniger katechetische Sprache, mit der man uns als Neunjährige überfordert hatte.
„Der Mensch ist alles, was der Fall ist“, sagt Ludwig Wittgenstein.
Um der Fall zu werden, bedurfte es des Sturzes aus der Vorbewusstheit des Paradieses. Mag ja sein, dass wir geneigt sind es dem ersten Menschenpaar dort gut gehen zu lassen. Wahrscheinlich verwechseln wir Paradies mit Schlaraffenland. Tatsache ist, der paradiesische Mensch war präpersonal, war vorbewusst, war eins mit allem, konnte um gut nicht wissen, weil es weder gut noch das Gegenteil gab. Auf der Leiter der Evolution war er schon so hoch geklommen, dass er dazu taugte, den Tieren Namen zu geben. Und mit ein wenig Nachhilfe, „Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen“, hat es dann geklappt. Er aß, erkannte, zahlte den Preis und machte sich auf den Weg
„Vom biologischen Überraschungsei zur eigenen Biografie“.
Was ist das Ziel des alten Adam?
Der neue Adam. Von präpersonal nach transpersonal. Dazu muss er den unbequemen Weg der Bewusstwerdung beschreiten. Ein Unterfangen, dass er gleichzeitig herbeisehnt und verflucht, dem er zu entgehen versucht mit starren Regeln und Süchten und dem er sich strebend anzunähern bemüht mit Meditation und milden Taten. Ein langer Weg. Wir träumen vom Ziel und uns bricht der Angstschweiß aus bei dem Gedanken, es in absehbarer Zeit zu schaffen.
Von Augustinus wird übrigens berichtet, er habe gebetet: “ Herr, schick mir Keuschheit und Enthaltsamkeit, aber noch nicht jetzt!“
Hanswerner Herber