Wer hätte sie nicht gern: perfekt geschwungene, voluminöse, lange, schwarze Wimpern. Leider ist dieses Glück den wenigsten Frauen vergönnt. Und deswegen helfen wir mit ordentlich viel Mascara in den unterschiedlichsten Farben und mit vielversprechenden Eigenschaften nach. So tönt es in einem Werbespruch.
Mehr Schein als Sein?
Mit einer Maske kann ich mich schützen, hinter einer Maske kann ich mich verbergen, durch eine Maske kann ich das, was ich ausdrücken will, steigern. Phil Collins, Front-Mann der Rockgruppe Genesis tat das genau so wie der Schauspieler in der griechischen Tragödie. Der Typus (Prägung) drückte die Gefühle aus und der Mund diente als Schalltrichter, durch den hindurch die Stimme (der Gott, das Wesentliche) tönte: Persona.
Hinter der Maske verbarg sich die todbringende Macht der Gorgonen ebenso wie das Tragische (Melpomene) bzw. Komische (Thalia) eines Charakters. Tatsächlich leitet sich Maske vom arabischen maskharat ab, das die Narretei, die Posse, den Scherz beschreibt.
Wenn wir uns an den Karnevalstagen umschauen und sehen Unmengen von Piraten und Ganoven, Clowns und blondbezopfte Gretchen, aber auch ganz individuelle Schöpfungen, dann lässt sich leicht erkennen: Die Maske dient entweder der Vereinheitlichung oder der Identifizierung. Maskiert gehe ich in der Menge unter oder hebe mich aus ihr heraus.
Ein schönes Abbild unserer Persönlichkeitsentwicklung: Wir alle müssen zwar eines Tages unsere Persona ablegen, damit das wahre Ich zum Vorschein kommen kann, aber zunächst müssen wir überhaupt erst einmal eine stabile Persona entwickeln, um sie ablegen zu können.
Die Persona, so C.G. Jung, ist ein „institutionalisierter Kompromiss“ zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft „über das, was oder wer man vorgibt zu sein, also dasjenige, was wir der Welt nach außen von uns zeigen und was uns somit auch (weitgehend) bewusst ist.“
Das wäre die Schutzfunktion, die Unterstützung im alltäglichen Überlebenskampf in der Gesellschaft. Nur: Wenn uns diese Maske zur zweiten Haut geworden ist, die wir nicht mehr ablegen wollen/können, wenn wir gar mit ihr identifiziert sind, dann sind wir nur noch Rollenspieler und erfahren leidvoll den Zusammenbruch, wenn das Schicksal uns diese Rolle nimmt.
Es sieht so aus, auch wenn unser EGO das gar nicht gerne hören mag, dass es die Kreativität unserer Seele als regulierendes Instrument unserer Soheit ist, die das Schicksal anstößt. Es nimmt dann seinen Lauf. Für Transformation ist gesorgt, so oder so.
Die Maske der Götter ist maya, die Illusion in der Welt der Erscheinungen.
Hanswerner Herber