„Irren ist menschlich, verzeihen ist göttlich.“ Alexander Pope soll das gesagt haben. Witzbolde drucken den Spruch auf ihre T-Shirts und darunter „Ich bin nicht Gott“.
Hm, ich auch nicht. Mache ich mich göttlich, wenn ich verzeihe? Das wäre anmaßend, ich beziehe das Anmaßende natürlich auf göttlich, nicht auf das verzeihen. Aber warum lassen wir das Verzeihen bei Gott, während das Vergeben ein Deal zwischen Gott und Mensch zu sein scheint: „Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“
Wie häufig sagen wir im Alltag „Verzeihung“ oder „Pardon“ oder „Entschuldigung“. Und das bereits, wenn ich dem anderen nur auf den Zeh getreten bin. Übertriebene Formulierungen ehemals höfischer Etikette? Nur so dahin gemurmelt? Gar bewusst ironisierend im „Vergebung, meine Gnädigste!“ Und der Satz geht weiter mit „aber jetzt redest du Blech“ (oder so ähnlich). Spätestens jetzt pocht die Gnädigste womöglich auf Aussöhnung. Hä!? Wo kommt jetzt der Sohn her? Bedarf es des Vaters oder der Mutter, um sich zu versöhnen? Und wer vergibt jetzt wem, der Vater dem Sohn, der Sohn dem Vater, beide beiden?
Vergeben, verzeihen, versöhnen, vergessen, entschuldigen …
Wie vielen Irrtümern wir wohl begegnen, wenn wir diese Worte und das, was in ihnen mitschwingt, näher anschauen? Beginnt man über die Qualitäten dieser Begriffe nachzudenken, stellt sich zunächst Verwirrung ein, zumindest bei mir. Und bei den anderen?
Bequem wie ich bin, tippe ich die Begriffe bei Google ein. Doch der Griff zu diesem Suchinstrument hat die Verwirrung noch potenziert. Was da alles fröhlich zusammengerührt wird! Babylon lebt. Schauen wir mal, ob wir es aufgedröselt bekommen … bis zur nächsten Woche. Bis dahin dürfen wir alle erst noch ein wenig darüber grübeln.
Verzeihung, aber Teil 2 erscheint erst am nächsten Mittwoch.
Hanswerner Herber