»Das Leben ist so. Das Zerbrochene ist schon in das Leben hineingewickelt, der Mensch ist nicht notwendig, daß er das Leben noch besonders zerbricht, er rollt im allgemeinen nur das schon Zerbrochene heraus.« (Max Picard, Briefe an den Freund Karl Pfleger, Zürich 1970)
Du hattest genau die Kindheit, die du benötigtest, um auf deine Suche zu gehen. Der Boden ist genau richtig bearbeitet worden, damit deine Pflanze, die eine einmalige Pflanze ist, ihren Nährboden hat. In diesem Zusammenhang ist sehr deutlich zu erkennen, dass es eine Sozialisationstheorie gar nicht geben kann. Jede Theorie sagt etwas über Nährböden generell: wie also der Boden der Kindheit beschaffen sein müsste, damit die Kinder gedeihen.
Aber es gibt nicht die Kinder. Es gibt nur einen Boden pro Kind. Jedes Kind braucht seinen eigenen Boden und – jedes Kind bekommt seinen eigenen Boden. Da ist nichts mehr zu tun. Die einzige Kindheit, in der du dich entfalten konntest, war deine Kindheit. Auch wenn sie wehtat, ja, gerade wenn du das Gefühl hattest, dass sie sehr wehtat. Sie ist der Nährboden für dein Schicksal. Ohne diesen Boden wärest du nie ein Mensch geworden. Oder besser gesagt, ohne diesen Boden würdest du nie Mensch werden.
So lautet das erste Grundgesetz der Kindheit: Du hattest deine – und sie war genau richtig. (Auch wenn du weitere 50 Jahre benötigst, ihren Sinn für dein Leben zu erkennen.)
Peter Orban